Jahr für Jahr sehe ich, wie mein Dorf immer mehr verdorrt. Jahr für Jahr muss ich zusehen, wie immer
mehr von der schönen Natur, von unserem Mohr verschwindet und zerstört wird. Vor einigen
Wochen ging ich mit meinem kleinen Neffen zu unserem Everser Bach. Ich wollte ihm zeigen, wo ich
vor zwanzig Jahren als kleines Kind immer im Wasser gespielt habe. Heute ist von diesem
wunderschönen Bach nur noch ein Rinnsal übrig. Wenn ich an die Halse denke, weiß ich, dass ich
mich noch glücklich schätzen sollte, dass er noch fließt. Ich frage mich aber, kann man das wirklich als
Glück bezeichnen? Als Kind bin ich mit einem Sprichwort aufgewachsen. „Wenn es in einem Jahr
stark regnet, werden die Marscher (Holtum-Marscher) eine gute Ernte einfahren. Wenn es ein heißer
Sommer wird, dann werden wir in Holtum Geest eine gute Ernte einfahren.“ Ebenfalls brauchten wir
früher Kanäle, damit wir unsere Felder soweit trocken bekommen, um sie nutzen zu können. Das
Sprichwort habe schon lange nicht mehr gehört und sind fast alle Kanäle staubtrocken. Dafür sehe
ich Jahr für Jahr, wie immer mehr Bauern ihre Äcker mit Sprengern bewässern müssen. Ich frage
mich, wie lange kann das noch weiter gehen. Das unsere Kanäle trocken sind hat einen Grund. Es
werden jährlich weit mehr als 8 Millionen m³ Wasser im Panzenberg gefördert. Unser Grundwasser
sinkt immer weiter und ist für Äcker und Bäume zu tief. Wir sind jedes Jahr auf starken Regen
angewiesen. Leider wird seit einigen Jahren auch der Regen immer weniger. Wo ich mich noch früher
über einen verregneten Tag geärgert habe, freue ich mich heute fast schon über jeden Topfen. Er
macht mir Hoffnung, dass unsere Natur, unsere Wälder und unsere Äcker auch diesen Sommer
überstehen. Aber ich frage Sie, wie lange kann unsere Natur, unsere Wälder und unsere Äcker das
noch durchhalten?
Taten statt Worte
Oft habe ich mit zuständigen Politikern, Bürgermeistern oder Herrn Hamann vom
Trinkwasserverband gesprochen. Jedes Mal höre ich dieselben Worte. Leere Worte. Gehandelt wird
nicht. Es gibt Alternativen. Es können Alte Bremer Brunnen wieder geöffnet, Wasser aus
Bremerhaven geliefert, oder tektonische Quellen genutzt werden. Wir müssen Bremen nur sagen,
dass wir nicht mehr können und dass wir deswegen die Lieferungen beenden. Wir können nicht mehr
zusehen, wie unsere Heimat Jahr für Jahr weiter zerstört wird. Nur so wird sich Bremen auch mit
Alternativen befassen. Nur so können wir unseren Kindern die Heimat weitergeben, mit der wir
aufgewachsen sind.